Untersuchungen zur Zuchtzulassung

Natürlich möchte jeder gewissenhafte Züchter nur gesunde Hunde züchten. Daher wird jeder Zuchthund auf Herz und Nieren geprüft und muss eine ganze Reihe an Untersuchungen über sich ergehen lassen. So wird das Auftreten erblicher Krankheiten deutlich reduziert oder im Idealfall ganz ausgeschlossen. Im VLD sind folgende Untersuchungen vorgeschrieben: 

 

Röntgenuntersuchungen

Hüftdysplasie (HD)

Die Hüftdysplasie wird gerne als die Geißel der Hundezucht bezeichnet, denn viel zu viele Hunde verschiedenster Rassen sind seit Jahrzehnten von dieser schweren Erkrankung betroffen. 

Leidet ein Hund an HD, so sind seine Hüftgelenke nicht korrekt ausgebildet. Das Hüftgelenk stellt die Verbindungsstelle zwischen dem Oberschenkel und dem Becken dar, genauer kommuniziert hier der Oberschenkelkopf mit der Beckenpfanne.

Der Schweregrad der HD wird in die Grade A (frei) bis E (hochgradig) eingeteilt und die Auswertung der Röntgenbilder darf nur durch zugelassene Gutachter erfolgen.

Die Ursache der HD ist bis heute nicht bis ins Detail geklärt. Es spielen sowohl erbliche, als auch äußere Faktoren, allen voran die Ernährung, eine Rolle. Bei erblich vorbelasteten Hunden sind die Hüftgelenke meist zu locker angelegt und der Gelenkkopf hat zu viel Spiel in der Pfanne. In der Folge entstehen pathologische Veränderungen im Gelenk.

Die Ernährung spielt in sofern eine Rolle, dass sie die Wachstumsrate und damit die Belastung der Gelenke wesentlich beeinflusst. Durch restriktive Fütterung im Wachstum lässt sich oft der klinische Schwergrad einer HD mildern und es ist deshalb sehr wichtig, die Wachstumsrate in einer Wachstumskurve zu überwachen.

Ellbogendysplasie (ED)

 

Im Ellbogengelenk kommuniziert der Oberarm mit den beiden Unterarmknochen. Anatomisch ist es als Scharniergelenk angelegt und weist einen komplexen Bau auf.  Die Gelenkwalze des Oberarmknochen stößt auf die Speiche und wird von hinten teilweise von der Elle umgriffen. 

Für die Entstehung der ED werden Reifungsstörungen der Knochen und Gelenkknorpel verantwortlich gemacht. Die Knochen wachsen ungleichmäßig und durch Fehl- oder Überbelastung kann es zur Absprengung von Knochen- oder Knorpelteilen kommen.

Zum klinischen Bild der ED können verschiedene Veränderungen an den drei Gelenkpartnern führen: der isolierte Processus anconaeus (IPA) der Elle, der fragmentierte Processus coronoideus medialis der Elle (FPC), die Osteochondrosis dissecans der inneren Gelenkwalze des Oberarms (OCD), Stufenbildung zwischen Speiche und Elle sowie Fehlbildungen der Gelenkflächen.

Die Untersuchung auf ED erfolgt durch Röntgenaufnahmen, wobei der Schweregrad in die Grade 0 (frei) bis 3 (schwer) eingeteilt wird.

Auch bei der Entstehung der ED wird eine genetische Komponente vermutet, doch auch äußere Faktoren (Wachstumsrate, Ernährung, Belastung) spielen eine Rolle. 

 

Osteochondrosis dissecans der Schultergelenke (OCD)

Bei der OCD handelt es sich um eine Fehlentwicklung des Gelenkknorpels, in deren Folge sich Knorpelschuppen vom Knochen ablösen können und dann die Gelenkfunktion erheblich stören.

Die OCD tritt vor allem bei schnellwachsenden großen Hunderassen auf und wird durch viele Faktoren beeinflusst. Man vermutet auch hier eine genetische Komponente. Doch auch Faktoren wie die Ernährung und der Hormonstatus spielen eine Rolle.

Die Diagnose erfolgt durch Röntgenaufnahmen und die Einteilung erfolgt in die Schweregrade 0 (frei), V (Grenzfall) und 1 (OCD).

 

Gentests

Bevor wir uns den einzelne Krankheiten widmen, möchte ich einige Infos zur Vererbung der Gendefekte vorweg nehmen.

 

Die Vererbung aller beim Landseer getesteten Gendefekte erfolgt autosomal rezessiv. Das heißt, dass der Gendefekt nicht auf einem der zwei Geschlechtschromosomen liegt und nur dann zur Ausprägung kommt, wenn ein Hund den Defekt von beiden Elterntieren vererbt bekommt. 

 

Der Erbgang folgt dabei einfachen Regeln:

 

Grundsätzlich unterscheidet man bei den  untersuchten Tieren zwischen freien Tieren (0), Trägern (1) und kranken Tieren (2). Träger tragen dabei das Defektgen in einfacher und kranke Tiere in zweifacher Ausführung.

 

Bei der Paarung gibt jedes Tier einen einfachen Chromosomensatz an die Nachkommen weiter, also immer eins von zwei doppelt vorhandenen Chromosomen. Ist das Elterntier frei vom Defektgen, so wird die gesunde Erbanlage weitergegeben. Ein Träger kann entweder das gesunde oder das kranke Gen weitergeben und das kranke Elterntier nur das Defektgen.

 

Somit lässt sich durch die genetische Untersuchung und eine sinnvolle Zuchtplanung das Auftreten der Krankheit zuverlässig verhindern:

 

Sobald ein Elterntier Träger eines Gendefektes ist, darf es ausschließlich mit einem freien Zuchtpartner verpaart werden. Statistisch wird dann die Hälfte der Welpen Defektträger sein, die andere Hälfte frei. Kranke Tiere wird es nicht geben. 

 

Werden dagegen zwei Defektträger verpaart, so wird  wiederum der halbe Wurf Träger sein, aber nur ein Viertel der Welpen wird frei sein. Das übrige Viertel erhält von beiden Elterntieren das Defektgen und wird deshalb erkranken. Aus diesem Grund sind solche Verpaarungen im VLD verboten.

 

Es ist wichtig festzuhalten, dass es sich bei einem einfachen Defektträger nicht um ein krankes Tier handelt. Der Hund hat ja zusätzlich eine gesunde Genvariante in sich, die das Auftreten der Erkrankung verhindert. Für das Einzeltier ist dies also unproblematisch.

 

Langfristig sollten solche Defektgene natürlich aus der Hundepopulation eliminiert werden. Bei Rassen wie dem Landseer, deren Zuchtpopulation von vornherein klein ist, kann dies aber nicht auf einen Schlag erfolgen. Würde man alle Träger aus der Zucht verbannen, so ließe sich für manch einen Hund kein nicht verwandter Zuchtpartner mehr finden. Durch die konsequente Testung aller Zuchthunde im VLD lässt sich das Auftreten kranker Hunde trotzdem zuverlässig verhindern.

 

Cystinurie (Cyst)

Bei der Cystinurie handelt es sich um eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung, in deren Folge es zur vermehrten Ausscheidung der Aminosäure Cystin über den Urin kommt. Cystin weißt im Urin eine schlechte Löslichkeit auf und kristallisiert daher leicht aus. In höherer Konzentration können sich schließlich Cystinsteine bilden, die die Harnwege reizen und verlegen können. Klinische Symptome treten teilweise bereits im Alter von 4-6 Monaten auf.

 

Canine Thrombozytopathie (CTP)

Bei der erblich bedingten Thrombozytopathie kommt es zu Störungen der Blutgerinnung. Die Blutblättchen (Thrombozyten) reagieren nicht korrekt auf die Signale der Gerinnungskaskade und die Blutung kommt daher nicht zum Stehen. Betroffenen Hunde neigen zu Blutergüssen und Quetschungen und können im schlimmsten Fall schon an kleineren Verletzungen verbluten.

 

Degenerative Myelopathie (DM)

Bei der Degenerativen Myelopathie handelt es sich um eine erblich bedingte Erkrankung mit altersabhängiger Penetranz. Symptome treten also erst ab einem gewissen Alter, meist ab ca. 8 Jahren auf, können aber auch ganz ausbleiben. Ein reinerbiger Defektträger wird hier als Risikoträger bezeichnet, denn er kann, muss aber nicht an DM erkrankten. Viele Tiere werden gesund alt und sterben, ohne dass die Krankheit je zum Ausbruch kam.

Im Laufe der Erkrankung kommt es zu einer Degeneration der Nerven im Brust- und Lendenteil des Rückenmarks und dadurch zunächst zu Lähmungserscheinungen in den Hinterbeinen. Die Hunde laufen unkoordiniert und die Reflexe sind reduziert. Im weiteren Verlauf können schließlich auch die Vorderbeine betroffen sein. Durch physiotherapeutische Maßnahmen lässt sich das Voranschreiten der Erkrankung verzögern, aber leider nicht verhindern.

Eine sichere Diagnose kann ausschließlich über die histologische Untersuchung der betroffenen Rückenmarksabschnitte und somit erst nach dem Tod des Tieres erfolgen. Zeigt ein Tier die typischen Symptome und ist Risikoträger, so lässt sich trotzdem nur die Verdachtsdiagnose DM aussprechen. Wichtige Differentialdiagnosen, wie ein Bandscheibenvorfall, müssen über bildgebende Untersuchungsverfahren (Röntgen, CT, MRT) ausgeschlossen werden. Nach dem Tod des Tieres kann die Diagnose dann gesichert werden.

Bei einem einfachen Träger ist das Erkrankungsrisiko nicht höher als bei einem freien Tier!

 

Muskeldystrophie (MD)

Die Muskeldystrophie (MD) ist eine progressiv verlaufende Erkrankung der Muskelfasern  und kann sowohl die Körpermuskeln, als auch den Herzmuskel betreffen. Es kann zu Muskelschwund, Krämpfen und Herzmuskelerkrankungen kommen. 

Erkrankte Hunde können sich nur sehr schwer und langsam bewegen. Teilweise sind sie gar nicht im Stande zu Laufen. 

Erste Symptome treten in der Regel schon im Alter von drei bis sechs Monaten auf. Meist führt die Erkrankung im Alter zwischen 4 und 24 Monaten zum Tod des Tieres.

 

Dilution (Dil, D-Locus)

Bei der Dilution handelt es sich nicht primär um eine Erkrankung, sondern vielmehr um eine Fehlfärbung des Fells. Durch eine Genmutation im D-Locus kommt es zu einer Verdünnung und Aufhellung der Fellfarbe. Im Falle des Landseers wird aus schwarz grau. Betroffene Hunde weisen also eine weißgraue Scheckung auf und entsprechen damit nicht dem Rassestandard.

Allerdings können an diese Genmutation weitere Gendefekte gekoppelt sein, die dann zu weiteren Störungen führen können.